Sonntag, 13. August 2017

Corydalis lutea PAPAVERACEAE - Gelber Lerchensporn


Der Gelbe Lerchensporn Corydalis lutea, eine in der Region seltene Mohn-Pflanze im Botanischen Garten des CID Institutes
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger / CID Institut Weilmünster

13. August 2017
Schriftenreihe Naturkundliche Notizen II




Ob Corydalis lutea tatsächlich schon eine regional gefährdete oder vom Verschwinden bedrohte Pflanzenart wäre, kann nicht notwendigerweise behauptet werden, doch ist an einem der beiden, dem CID Institut bisher bekannten natürlichen Standorte im laufenden Jahr 2017 ein auffälliger Bestandsrückgang zu registrieren, nämlich an den alten Gemäuern der seit dem Weilburger Strassentunnelbau nicht mehr befahrenen Auffahrt-Strasse zum Landtor, wo im Spätsommer regelmässig die auffällig leuchtend gelben Blüten der ansonsten unauffällig im Mauerwerk verborgenen kleinen, krautigen Pflanzen sichtbar wurden. Die an Extremstandorte mit Nährstoffmangel angepasste Pflanze aus der Familie der Papaveraceae wächst hier zwar typischerweise, erreicht wegen des geringen Nährstoffangebotes aber selten die angegebenen maximalen Wuchshöhen von 20 bis zu 30 cm an Idealstandorten.

Im Gegensatz zu den in Mitteleuropa weit verbreiteten bzw. häufigeren, lila oder weissblühenden Lerchensporn-Arten (meist: Corydalis cava, C. solida, C. fabacea), die u.a. einen typischen Bestandteil der Buchen- und Auwaldflora darstellen, ist der gelbe Lerchensporn "ursprünglich" im mediterranen Europa südlich der Alpen zwischen dem Lago Maggiore in den Kalkalpen und Dolomiten bis nach Kroatien beheimatet, wo er in der Natur in Felsspalten und auf Schutthalden kalkreichen Gesteines wächst. Als Zierpflanze gelangte Corydalis lutea vermutlich auch im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen seit den Kreuzzügen und wahrscheinlich auch durch Hugenotten und Waldenser in die Region zwischen Rheingau und Lahntal wo sie an südexponierten Berghängen, steinigen Weinbergslagen, sonnenbeschienenen Mauern an frostgeschützten Stellen wild wächst aber auch in Gärten und Parks gerne als besondere Zierpflanzen mit leuchtend gelben Blüten angepflanzt wird. 

Vielen gelb-blühenden Blütenpflanzen wird eine medizinale oder Heil-Wirkung zugeordnet die sich allerdings nicht ausschliesslich durch die Existenz extrahierbarer Medizinalwirkstoffe begründet sondern auch auf die grundsätzlich positiv stimuliernde Wirkung gelber Farbtöne wie der von Corydalis lutea Blüten bezieht, deren Anblick subtil ein Wohlbefinden suggeriert. Auf diesen grundsätzlich stärkenden oder heilenden Effekt des Anblickes gelber Blütenfarbtöne stützt sich teilweise die Gabe getrockneter Pflanzenteile oder Extrakte dieser Pflanzen als Medikaménte gegen "Erkältungskrankheiten" zu Jahreszeiten, wenn diese Pflanzen nicht mehr blühen, so dass neben dem Wirkstoffeffekt von Heiltees auch subtil die Erinnerung an die Blütenfarbe zur Sommerzeit durch die Einnahme des Medikamentes aktiviert wird. Corydalis lutea selbst ist allerdings keine Offizinalpflanze, da sie in ihren Wurzeln angeblich giftige Alkaloide enthalten soll. 

Corydalis lutea wächst im Botanischen Garten des CID Institutes zusammen mit einer sehr ähnlichen, weissblütigen Corydalis-Art, welche hier aber noch nicht exakt systematisch zugeordnet wurde. Von dieser unterscheidet sich die gelbblütige Art durch heller grün gefärbte Blätter mit etwas breiteren Fiederblättchen, währen die weissblütige Corydalis Art bläulichgrün gefärbte Blätter mit etwas feiner geformten Fiederblättchen hat, die dem Farbton der Blätter der Weinraute (Ruda graveolens) nahekommen.

Blatt der gelb-blühenden Corydalis lutea (links) neben dem mehr blaugrün gefärbten Blatt der sehr ähnlichen, weissblütigen Corydalis Art (rechts & unten)


Blatt und Blüte von Corydalis lutea



Weissblütige Corydalis Art neben Blüten von Corydalis lutea



Blüten von Corydalis lutea




Der Gelbe Lerchensporn Corydalis lutea im Botanischen Garten des CID Institutes

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